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AutorenbildAnnette Wagner

Natürliche Verwirrung...



Menschenrechte für Tiere…Verzicht auf Produkte aus toten Tieren…Veganismus…Liebe zur Natur…Umweltschutz…Tierschutz…nein, eigentlich wollte ich dazu nichts schreiben, denn diese teilweise sehr hässlich geführte Diskussion hat für mich auf allen Seiten längst den Bezug zur Realität verloren. Es geht längst nicht mehr um Tiere oder die Natur oder eine vernünftigen Umgang mit Ressourcen, sondern in vielen Fällen nur noch um das, was man selbst für vernünftig und "richtig" hält. Und manchmal geht es auch einfach nur noch darum was andere sagen als schlecht zu geißeln oder die einzig korrekte Lösung zur Rettung der Welt anbieten zu können. Dieser beginnende "Krieg der Weltenretter" wirft für mich nur die Frage auf, wie konnte das eigentlich passieren? Wie und wann und wodurch ist unser Verhältnis zur Natur so entgleist, dass einerseits Menschen alles aktiv oder passiv zerstören, was ihnen in den Weg kommt, während andere Menschen am liebsten jede Blattlaus mit einem Schutzzaun umgeben wollen, damit ihr nichts passiert. Wie sehen wir eigentlich die Natur? Wir, die wir in einer sehr geschützten Umgebung aufgewachsen sind und schon sehr viel Pech haben oder sehr dumm sein müssen, um die Natur von ihrer harten Seite kennenzulernen. Der Baum der im Sturm umfällt kann uns erschlagen oder wir sterben in einer Lawine, die wir selbst ausgelöst haben, weil wir Warnschilder für Humbug halten. Erfrieren, verhungern oder von "wilden" Tieren angegriffen werden, sind Dinge, die der moderne Mensch in der westlichen Zivilisation in einem "normalen" Leben eher nicht mehr zu befürchten hat. Auch andere Berührungspunkte mit "Natur" sind immer mehr aus unserem Leben verschwunden. Geboren werden wir im Krankenhaus. Wir sterben im Pflegeheim, im Krankenhaus oder an anderen, abgeschiedenen Orten, meist alleine…dann werden wir ausgeweidet (Entschuldigung…wir spenden unsere noch gebrauchsfähigen Organe), verbrannt und irgendwo verscharrt, wo möglichst nichts daran erinnert, dass es uns je gegeben hat. Unser Essen kommt in Plastik verpackt (ist oft selbst nicht besser als seine Verpackung), wird aus aller Welt auf unseren Teller geflogen und ist billig und jederzeit verfügbar. Es ist für sehr viele von uns so wertlos, dass sie lieber Geld auf dem Konto als vernünftig erzeugtes Essen auf dem Teller haben. Wie es entsteht, wo es herkommt ist den meisten egal…Hauptsache billig. Dazu existiert auch eine Gegenbewegung. Slow Food, Bio, artgerechte Tierhaltung, regionale und saisonale Produkte, Menschen denen die Erzeugung ihrer Nahrung wieder etwas bedeutet, die auch das ganze Leben inklusive Geburt, Krankheit und Tod nicht wegschieben…auch das gibt es. Ups…das wird jetzt alles ein wenig kompliziert. Darum schauen wir einfach mal auf die Natur…was ist das eigentlich…die Natur? Die Natur ist. ??? Ja, sie ist einfach, wertfrei, ohne Ziel, ohne Anspruch, ohne Mitleid, ohne Hass, ohne alles. Sie geschieht und sie lässt geschehen. Wunderbares neben entsetzlichem Leid, Pracht neben Zerstörung…sie erschafft und vernichtet…einfach so. Anarchie, Chaos und klare Strukturen in perfekter Ordnung existieren unmittelbar nebeneinander. Und das macht uns Menschen immer schon WAHNSINNIG! Wir wollen und müssen alles durchschauen, begreifen, erklären, verstehen und dann lenken, gestalten und formen. Es kann einfach nicht sein, dass etwas mal so und dann doch wieder anders geht! Das geht einfach nicht! Das macht und Angst! Für den Menschen war die Natur lange der Feind, den man bekämpft hat, bekämpfen musste, um zu überleben. "Gute Natur" gab es nur da, wo der Mensch sich die Natur gefügig gemacht, sie nach seinem Willen geformt hatte, oder das zumindest glaubte. Das Feld, der Nutz- oder Ziergarten, der Park, der ausgelichtete, bezwungene Wald…das war lange die einzig akzeptable Form der Natur. Tiere waren entweder nützlich und hilfreich oder tot. Manchmal waren sie auch kurios oder spannend, weil sie gefährlich waren oder aus fremden Ländern kamen, aber das war bestimmten Kreisen vorbehalten. Seit wir nicht mehr gegen die Natur kämpfen müssen (oder das zumindest glauben), hat sich das Bild gewandelt. Natur ist automatisch und immer "gut". Sie muss geschützt und erhalten werden. Es darf in der schönen Natur aber nichts negative geben bzw. nichts was wir als negativ sehen. Die Natur ist die heile Welt, das Paradies in dem alles Gute zu Hause ist, alles Schöne und Richtige…ein Sehnsuchtsort. Das dumme an beiden Richtungen ist…beiden haben recht…und beide liegen gleichzeitig furchtbar daneben…denn wie gesagt, die Natur ist die lebensspendende Göttin des Ackerbaues Demeter genauso wie die wilde zerstörerische Titanenmutter Gaia…und dummerweise kann sie das sogar beides gleichzeitig. Ein Vulkanausbruch z.B. zerstört, schafft aber auch fruchtbaren Boden, der zukünftige Generationen ernährt. Süße Tigerkinder brauchen zum Wachsen ebenso süße Kälbchen…leider nicht als Spielkameraden sondern zum Aufessen…und wer das nicht mag, darf dann eben zusehen, wie die kleinen Tiger verhungern… Unbestreitbar haben wir Menschen durch unseren Kampf gegen die Natur sehr viel, sehr nachhaltig zerstört. Das müssen wir in vielen Stellen wieder gutmachen, wenn wir weiter existieren wollen. Und das ist auch der Kern der aktuellen Debatte um Tiere und Umweltschutz etc. Allen, egal welcher Meinung sie anhängen, sollte dabei klar sein, dass es bei allem wieder ausschließlich um uns geht. Wir suchen einen Weg zu überleben, wir haben erkannt, dass wir auf einen Abgrund zurasen und wir wollen das verhindern. Denn die Natur schafft sich immer wieder neu. Sie braucht keine bestimmte Form…solange die Erde besteht wird sie immer wieder funktionierende Systeme hervorbringen. Wir sind es, die ein bestimmtes System brauchen und dieses verzweifelt erhalten wollen! Darum wechseln wir immer mehr aus dem Lager der Naturzerstörer in das der Bewahrer. Und da wir, anders als die Natur, eben ohne Wertung und Gewichtung und Festlegung nicht auskommen, versuchen wir jetzt oft die radikale 180 Grad Umkehr. Kein Fleisch, keine Tierhaltung…und da wir ja Weltmeister im "Finden des richtigen Weges" sind, haben uns alle zu folgen, ob sie wollen oder nicht. Menschenrechte für Primaten, auch wenn das in der Konsequenz z.B. bedeutet, dass jeder Orang Utan Mann im Gefängnis landen würde (ja, meine lieben Tierrechtler, jeder, gerade die in "Freiheit" denn die sind oft wesentlich brutaler als die im Tierpark, die keine Probleme haben an Damen zu kommen und deswegen nicht die Gelegenheit im wahrsten Sinne ergreifen müssen, wenn sie sich denn mal bietet). Ein Ende mit der Haltung und dem Verzehr von Tieren. Wobei mir noch niemand schlüssig erklären konnte, was mit den Millionen Tieren die wir halten, passieren soll. Fleischfressende Tiere sollen, zumindest wenn sie weiter unter uns leben wollen, auch zu Pflanzenfressern werden…ob sie dabei krank werden ist egal…Hauptsache sie passen ins Schema "liebes, veganes Tier". Pflanzen sind in diesem Weltbild übrigens selten belebte Natur…sie sind Dinge, die man aufisst. Selbst Veganer wollen überleben (zumindest die meisten) und da wäre es einfach zu blöd, wenn man auch Pflanzen als Lebewesen sehen würde, die man töten muss um sie essen zu können. Wir verrennen uns dabei wieder in irgendeine Ideologie, vielleicht um uns den einfachen Wahrheiten nicht stellen zu müssen. Warum muss man jeden Tag Fleisch essen? Brauchen wir Erdbeeren im Dezember wirklich? Warum fliegen wir zweimal im Jahr irgendwo hin um uns dann am Strand zu braten? Warum muss jemand in Berlin wohnen und in München arbeiten? Warum haben wir in einer Stadt mit gutem Nahverkehr ein eigenes Auto? Warum ist uns Geld wichtiger als Leben? Warum behandelt man Tiere von Geburt an, als wären sie eh schon tot und geht brutal mit ihnen um, anstatt sie mit Respekt und Achtung zu behandeln? Warum verachten wir unser Nahrung (tierische und pflanzliche gleichermaßen)? Warum müssen wir immer so extrem reagieren? Weil wir unser Leben an sich verachten? Oder weil uns alles längst über den Kopf gewachsen ist? Oder einfach nur, weil wir panische Angst vor dem Tod haben und immer noch auf das ewige Leben hoffen? Weil wir immer noch nicht verstanden haben, dass die Ressourcen in dem Natursystem in dem wir überleben können, endlich sind? Vielleicht ist das auch schon wieder ein Versuch unfassbares, erklärbar zu machen, aber ich bevorzuge hier als Handlungsgrundlage den einfachen Weg, den ich in der Natur sehe.

  • Leben ist das, was zwischen Geburt und Tod stattfindet.

  • Leben kann man nicht aufschieben, anhalten oder damit aussetzen.

  • Leben verdient Respekt. Alles Leben!

  • Leben kann nur durch anderes Leben erhalten werden. Das ist nicht gut oder böse sondern es ist einfach so.

  • Jedes einzelne Leben hat seinen Platz im Gefüge aller Leben.

  • Jedes Wesen sieht und beurteilt die Welt nur durch seine eigenen Augen.

  • Jede Handlung hat eine Konsequenz (für den der handelt und für andere…und nur zur Sicherheit: das verweigern einer Handlung ist auch eine Handlung…).

Und was soll das jetzt? Wenn einem klar wird, dass alles Leben Respekt verdient, dann kauft man kein "99 Cent das Kilo Qualfleisch". Wenn man sich bewusst macht, dass jede Handlung Konsequenzen hat, dann verzichtet man vielleicht auf ein paar Autofahrten in der Woche oder kauft keine Produkte mit Palmöl aus Indonesien. Wenn einem klar ist, dass leben nur möglich ist, wenn es von anderem leben erhalten wird, dann ernährt man seinen Hund artgerecht. Wenn einem klar ist, dass man sein Leben nicht aufschieben kann, dann sieht man sich vielleicht doch jetzt schon nach einem Projekt um, das man unterstützen kann und nicht erst "nach der Rente wenn ich Zeit habe". Es gibt tausend sinnvolle Dinge, die man machen und viel Blödsinn mit dem aufhören kann, wenn man die Dinge einfach betrachtet. Wem klar ist, dass er die Welt nur mit den eigenen Augen sieht, der überlegt sich vielleicht zweimal, ob er wirklich weiß, was ein anderes Lebewesen gut findet oder nicht. Der versucht vielleicht genauer hinzuschauen, Vorurteile so weit es geht wegzulassen und wahrzunehmen ohne zu werten. Dann könnte man vielleicht wirklich herausfinden, was ein bestimmtes Tier gerade gut findet und ob es wirklich wichtiger ist, wo ein Tier lebt, als wie es das tut. Auf was man sicher verzichten kann ist Ideologie…Rechthaberei…Besserwisserei und das "Herrenwesenbewusstsein", dass wir Menschen immer noch an den Tag legen.

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