In Tierparks werden nicht nur Tiere geboren...sie sterben auch. Manche von ihnen so unerwartet, wie das süße Orang Utan Mädchen Olivia auf dem Bild (Spitzname: Olivia Monroe), die am ersten Weihnachtstag ums Leben kam.
Da man in der Zoo-o-grafie ja (Gott sei Dank!) nicht umhin kommt, seine Motive näher kennen zu lernen und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen, triffte einen der Tod eines solchen Mitgeschöpfes, wie der Tod eines Menschen, zu dem die gleiche flüchtig - innige Verbindung besteht, wie zu einem Tier, dessen Heranwachsen man sehr oft genau verfolgt und begleitet hat.
Man bekommt ja von manchem Tier mehr mit, wie von den meisten Menschen, mit denen man Umgang hat. Wer hat schon beim Nachbarskind mitbekommen, wie es gezeugt, geboren und in den ersten Tagen seines Lebens liebevoll von seiner Verwandtschaft umsorgt wurde? Wohl kaum jemand, der nicht seine Nachbarn auf verbotene Weise heimlich beobachtet.
Bei den mit uns verwandten Primaten oder bei anderen Tieren ist das aber möglich...und da kann nur ein kaltherziges Wesen ohne jede Empathie keine Beziehung zu einem solchen Wesen entwickeln.
Da ist es natürlich, wenn man bei einem Unfall, dem Tod nach schwerer Krankheit oder beim Tod nach einem langen Leben, auch Trauer empfindet. Trauer über den Tod dieses Individuums, über den Verlust für die jeweilige Tierart (Olivia ist ein gutes Beispiel, denn Sumatra Orang Utans brauchen jedes einzelne Tier für die Arterhaltung, besonders jedes weibliche Tier!) oder Trauer, weil ein Wesen nicht mehr da ist, das lange ein Teil des eigenen Lebens war.
So haben die alten Elefantendamen im Tierpark Hellabrun, Tina (die leider inzwischen verstorben ist) und Steffi mich fast mein ganzes Leben lang begleitet. Sie waren immer da, als ich klein war und die Elefanten noch nicht voneinander unterscheiden konnte und dann, als ich mit dem Fotografieren anfing...immer waren die beiden da...und so ging es auch allen anderen Elefanten der kleinen Herde. Selbst wenn einem selbst die Tiere egal wären, die Trauer der Herde nach Tinas Tod war mit Händen zu greifen.
Oder anders gesagt: wer in solchen Momenten nicht mitfühlt, der macht auch keine Bilder, die etwas von der Seele der Tiere vermitteln...der sollte sich fragen, ob er nicht besser etwas anderes fotografieren will, denn seelenlose Knipsbilder gibt es schon mehr als genug!
Spätestens an dieser Stelle kommt es dann immer wieder vor, dass jemand das "Kinderargument" bringt. Das geht so: warum Tiere betrauern, wo doch Menschen sterben...Kinder...durch Krieg und Seuchen und Hunger und allem schlimmen das es gibt und von dem sehr vieles von Menschen verursacht wird.
Ok...aber...gibt es nur eine begrenzte "Trauermenge" pro Mensch? So eine Art "Trauertank" der jedem Menschen zur Verfügung steht und der nur eine sehr eng begrenzte Menge Trauer enthält, die einmal ausgeleert, nicht wieder nachgefüllt werden kann?
Muss man sich wirklich zwischen der Trauer um Tiere und der Trauer um Kinder und der Trauer um Erwachsene entscheiden???
Besonders komisch ist dieses Argument, weil wir ja in unserer Gesellschaft die Trauer eh nicht mehr wirklich wichtig nehmen. Menschen werden so schnell wie möglich weggeschafft, nachdem sie irgendwo im verborgenen gestorben sind. Verbrannt, verstreut, anonym verbuddelt...nur ja kein Aufsehen..."sauber, schnell und leise"...weg damit...manche Menschen treffen Gevatter Tod nicht, bevor sie selbst sterben oder eben zum ersten Mal, wenn ein Tier stirbt.
Und das ist das einzig traurige an der Trauer um die Tiere...es sind wieder einmal unsere Mitgeschöpfe, die vielen Menschen beibringen müssen, wie wertvoll das Leben ist. Denn nur wer den Tod in der Trauer um ein geliebtes Wesen begreift, kann das Leben als das Geschenk wahrnehmen, das es ist.
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