
Fotografie ist die Malerei der Moderne...oder so. Also was liegt da näher, als aus einer Fotografie mal etwas zu machen, dass der alten Malerei, der mit dem Pinsel, nachempfunden ist. Dabei gibt es schon einige Beispiele von Fotografen, die z.B. barocke Stilleben nachstellen. Dies kann man entweder exakt so machen, wie es damals gemacht wurde, oder mit ein paar modernen Zutaten anreichern. Beides gibt es und für beides gibt es tolle Beispiele (z.B. Kevin Best).
Oder man stellt alte Gemälde nach, indem man Fotografien so zusammenstellt und bearbeitet, dass es an bestimmte Gemälde erinnert (wie z.B. Isabelle Menin).
Man kann das ganze auch sehr witzig machen und bekannte Portraits mit Promis nachstellen. Und wenn man dabei die Kostüme einfach aus Bonbonpapier und anderen Sachen macht, dann kommen sehr spezielle, aber tolle Bilder heraus, die alt und modern in einem sind. Wer es nicht glaubt, muss einfach bei Josef Fischnaller nachschauen.
Aber das ganze funktioniert auch mit Tieren...wichtig ist, dass man ein wenig über das weiß, was man da macht und ein Motiv findet bzw. bewußt sucht, das passt. Denn ohne Kenntnisse der Zeit und des Kunststils geht hier leider gar nichts.
Sehr gut passt z.B. die Zeit der Renaissance und die klassische Portraitkunst der deutschen Maler Holbein und Cranach. In dieser Zeit fängt man erst an, den Hintergrund auszuarbeiten, so dass ein einfarbiger Hintergrund in einer gedeckten Farbe hier gut passt. Ein "Bruststück" eines Frontal oder besser im Halbprofil fotografierten Tieres lässt sich hier gut verwenden.
Wichtig für diese Zeit: die Bilder sind fast ausschließlich auf Holz gemalt. In der Regel werden bereits Ölfarben verwendet, die allerdings eher noch wie Temperafarben vermalt werden (glatter, farbiger und nicht mit Pinselstruckturen arbeitender Malstil). Das ist eine Ideale Voraussetzung für die Fotografie.
Mein Beispiel zeigt den Nyala Bullen Janosch, der aufmerksam und frech vor einem Stall steht, der gleich die passende Farbe mitbringt. Ich habe ein paar Details wegmachen müssen (Futtertrog, einen Schatten...) und die Farbe verstärkt. Den Kopf habe ich herausgearbeitet und eine Struktur über das Bild gelegt. Dazu kommt die Zuschreibung, die sich auf den meisten Portraits dieser Zeit findet und die "Künstlersignatur".
Dieses Bild habe ich dann als Direktdruck auf Alu machen lassen, weil matt besser zu dieser Zeit passt und einen Rahmen drum gegeben (schwarz und nach einem älteren Muster...).

Das zweite Beispiel ist dann schon ein wenig später. Ein kleines barockes Kabinettstück.
Ein Kabinettstück ist eine Bild, dass man sich zur Betrachtung und auch zum Angeben aufgehängt hat, wenn man reich und kunstsinnig war. Die Bilder sind in der Regel kleinformatig und zeigen Stilleben, kleine Interieurs, Landschaften, Portraits oder Tierbilder.
Die Holländer haben für diesen Markt viel geliefert. Das "Kunstkabinett" des reichen Adligen oder besser noch des Herrschers ist auch die Keimzelle des modernen Museums. In so einem Kunstkabinett findet sich je nach Möglichkeiten des barocken Sammlers alles von der goldenen Uhr, über Kuriositäten aus fremden Ländern bis zu Reliquien oder eben Bildern.
Mir stand dafür eines der Luchskinder aus diesem Jahr Modell. Hier musste ich ein dunkles Loch verschwinden lassen. Der Rest wurde so bearbeitet, wie aufgenommen. Auch hier habe ich ein Muster darübergelegt (bei den Kabinettstücken waren viele, der kleinen Bilder nach wie vor auf Holztafeln) und die Farben bearbeitet. Das Luchskind ist herausgehoben und die Farben etwas entsättigt.
Dazu passt aber nicht die gleiche Kaschierung wie im ersten Beispiel, da die Ölfarbe in dieser Zeit bereits anders verwendet wurde und nicht mehr so flach und so wenig strukturiert war. Da macht es übrigens auch nichts, wenn alles ein wenig rauscht...das passt sogar sehr gut, da das Bild dadurch weniger glatt wirkt.
Gewählt habe ich hier einen echten Fotoabzug unter nicht spiegelndem Acryl. Dazu einen über 6 cm breiten, üppigen Rahmen mit einem goldenen Band um das Bild.
Wichtig bei diesen Bildern ist nämlich auch der Rahmen...kleine Bilder brauchen in der Regel einen üppigen Rahmen und bei großen kann man sich damit zurückhalten. Soll es autentisch wirken, muss es übrigens zwingend ein Holzrahmen sein. Alles andere würde die historische Wirkung zerstören.
Beide Kaschierungen habe ich, wie immer, bei WhiteWall machen lassen...ist kein Billigheimer, aber dafür gibt es richtig erstklassige Qualität. Und sollte mal was schief laufen (ist mir auch schon mal passiert) wird nicht lange rumgemacht...Bild des Fehlers schicken und es wird neue geliefert und alles ist gut.
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