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  • AutorenbildAnnette Wagner

Invidia Photographis…



oder wenn der Neid-o-graf wieder zuschlägt…

Meine Güte, diese Bilder sind aber sowas von überschärft! Warum hat dieses grauenhafte Ding soviel Likes?! Wie kann der nur dieses Bild veröffentlichen…total unscharf!?

Bekannt? Nein?

Also dann ist weiterlesen unnötig, denn entweder Fotografiert man dann nur fürs stille Kämmerlein oder ist vollkommen ambitionslos. Es kann natürlich auch sein, dass man den Punkt erreicht hat, an dem man kurz vor der Vollkommenheit steht und das Samsara bald auf dem Weg in die Erleuchtung und das Nirwana verlassen wird. Aber in diesem Fall gehört sicher Fotografieren nicht mehr zu den ausgeübten Beschäftigungen.

Der Rest der Bilder veröffentlichenden und fotografierenden Menschheit dürfte sich schon einmal gedacht haben…warum der/die und nicht ich? Warum kommt dieses Bild so an und meins nicht?

Noch schlimmer wird es, wenn man schon einmal Bilder außerhalb der eigenen Seiten untergebracht hat. Denn die Konkurrenz ist gewaltig, die Zahl der Bilder unendlich, die Geschmäcker verschieden und die Zeit bei den Auswählenden immer zu knapp…

Aber warum eigentlich Neid…wenn man nicht beruflich fotografiert, also nicht die Existenz davon abhängt, ob man Bilder veröffentlicht, kann man doch ganz entspannt bleiben. Kann man…könnte man…tut man aber meistens nicht.

Denn was einem Spaß macht, wird meist auch wichtig und natürlich macht es noch mehr Spaß, wenn andere auch gut finden was dabei herauskommt. Wenn es die Bilder vielleicht so gar zu kaufen gibt (oder Produkte mit den eigenen Bildern darauf) oder sie für Werbezwecke von einer Institution eingesetzt werden, die man unterstützt. Dann macht es noch mehr Spaß…und wenn man nicht der/die Einzige ist, dann wird es über kurz oder lang…ein wenig grün…vor Neid.

Hat man den eigenen Neidreflex im Griff, oder besitzt wirklich ein Alleinstellungsmerkmal, das andere nicht zum Zuge kommen lässt, dann wird es nicht unbedingt besser. Der Neid der Anderen kann einem genauso das Leben vergällen, wie der eigene. Und im Gegensatz zum eigenen, kann man aus dem Neid, den man auf sich zieht nicht einmal etwas gutes machen.

Moment…etwas gutes aus Neid? Das geht doch nicht, oder?

Doch, das geht! Aber nur, wenn man zu sich selbst ehrlich ist. Wer an der „ich bin der Größte“ Krankheit leidet, den wird der Neid nur zerfressen, ihm alle Freude und am Ende auch alle Freunde rauben. Da der Neid zur Vollzeitbeschäftigung werden kann, wird er am Ende auch die eigenen Leistungen verschlechtern. Mit dem grünen Gift in den Adern denkt man nicht mehr über Motive, Bildbearbeitung oder Verbesserungen nach, sondern nur noch darüber was andere machen oder bekommen und wie ungerecht alles ist.

Die Welt ist übrigens tatsächlich ungerecht…wer sich an diesem Thema festhängt, wird also nie mehr davon loskommen.

Und da soll es auch was gutes im Neid auf andere geben? Ja! Wenn man dieses Gefühl nützt um sich hinzusetzen, nachzudenken und zu vergleichen. Oder vielleicht andere zu fragen warum sie dieses Bild gelikt haben und meines nicht. Oder zu analysieren wo die Unterschiede liegen, zwischen meinen Bildern und den anderen, die so ankommen.

Denn es gibt so viele Gründe, warum der eine was bekommt und der andere nicht. Da gibt es das Motiv, die Bearbeitung, den Zeitpunkt der Veröffentlichung, den Geschmack derjenigen, die Bilder benötigen, den Standard in dem Forum in dem man etwas veröffentlicht…und es kann auch wirklich sein, dass der/die andere das Kind des Chefs ist oder ein wichtiger Kunde, Spender…denn wie gesagt, die Welt ist nicht gerecht und das Gute gewinnt nur im Märchen.

Meistens findet man aber schon das eine und das andere, was man noch verbessern kann. Wer offenen Auges die Bilder anderer betrachtet (z.B. in einem der vielen Fotoforen und Fotoplattformen) und sie mit den eigenen vergleicht, wird immer Verbesserungspotential erkennen. Auch die anderen Punkte kann man lernen. Rechtzeitig die richtigen Bilder zur Hand haben, Motive herausfinden, die besonders beliebt sind, oder auf die Menschen eingehen, die diese Bilder aussuchen bringt einen in der Regel ein großes Stück weiter.

Wenn man sich selbst nicht zu wichtig nimmt (nicht nur im Hobby eine weise Entscheidung), kommt man auch mit Rückweisung zu Recht, die selten persönlich gemeint ist. Heute stehen alle unter Zeitdruck und ein Bild das da ist, wird man nehmen, wenn es passt, auch wenn es noch bessere geben würde, nach denen man aber suchen müsste. Wer solche Kompromisse nicht eingeht, muss sich diese Perfektion auch leisten können. Heute leider eher ein seltener Zustand.

Den eigenen Neid kann man also in positive Energie umwandeln. Wenn man einen Schritt zurücktritt, Verbesserungspotential erkennt und die Sache dann anpackt.

Aber der Neid der anderen??? Ja…den kann man eigentlich nur tapfer ertragen. Man wird ja nicht umsonst beneidet. Es muss da was geben, was man den anderen voraus hat, was diese begehren aber nicht erlangen können. Vielleicht wird der eine oder andere auch den Weg gehen, wie vorher beschrieben und zieht sich selbst aus dem grünen Tal der Tränen. Vielleicht bleibt dieser Mensch aber auch darin stecken und wird immer schlechter, immer neidischer…immer ärmer!

Denn eins ist klar, Neid kann einen in ein ganz, ganz bedauernswertes Würstchen verwandeln. Ein Mensch, der sich für den Größten hält und alle und alles ablehnt, was diese Einschätzung weder teilt noch unterstütz (also am Ende alles außer ein paar „Berufsjubler“, die bleiben allerdings auch nur, wenn dieser Mensch etwas zu vergeben hat, das interessant genug ist, um seine miese Persönlichkeit auszuhalten!).

Von grünem Gift zerfressen hocken diese Menschen dann in der Ecke und brüten ihren Neid auf „die Anderen“ aus, die nichts können aber so viel erreichen…

Wer einmal so weit gekommen ist, dem ist in der Regel nur noch professionell zu helfen.

Darum…wenn man an sich die ersten Anzeigen der „Neidhammelitis“ oder eben der „Invidia Photographis“ entdeckt…ruhig bleiben…analysieren woran es liegt (warum bin ich neidisch, was will ich selbst erreichen, was kann der/die andere, was ich nicht kann)…und sich weiter verbessern.

Denn es lebt sich viel besser ohne dieses grüne Giftzeugs…und man macht in der Regel auch viel bessere Bilder, wenn man nicht über das nachdenkt, was andere machen, sondern sich nur mit seinem Motiv und der besten Umsetzung beschäftigt.

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