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  • AutorenbildAnnette Wagner

Zoo-o-grafie...ist doch ganz einfach, oder?!?


Kennt ihr das auch? Sobald man nicht mehr davon spricht Natur- oder Tierfotografie als Hobby zu haben, sondern erwähnt, dass man vor allem im Tierpark fotografiert, gibt es Leute bei denen gehen die Jalousien runter.

Aus "toll, wo waren sie schon überall und welche wilden Tiere haben sie schon fotografiert?" wird ein mehr oder minder eingefrorenes Lächeln mit diesem "aaaaaach soooo...wie langweilig!" Blick.

Ist ja nur Zoo....da geht man mal durch, knipst Tiere die dauerperformen und geht mit dutzenden toller Bilder wieder raus. Als Ausrüstung reicht ein Handy und eigentlich ist das ja eh nur was für Kinder...so einfach ist das. Oder man hat nur das "traurige, gefangene" Tier vor der Nase und sieht es vor lauter Gitterstäben eh nicht...

Also ein wenig die Wahl zwischen "Bilder-Präsentierteller" und "Beobachtungen im Tierknast", je nach Einstellung und Vorurteilen...und dem Grad der Unwissenheit, die ja eine weit verbreitete Krankheit ist.

Aber es stimmt ja schon irgendwie, es ist anders im Tierpark zu fotografieren. Anders...nicht einfacher!

Moderne Tiergärten sind (entgegen der Behauptungen verblendeter Tierrechtler!) keine Tierverwahranstalten aus Beton mit Gittern. Es sind längst Lebensräume, die so naturnahe wie möglich den Tieren das schönste aus deren natürlichem Lebensraum bieten.

Das ist toll für die Tiere...oft aber nicht für Fotografen...denn während man in "freier Wildbahn" (leider!) einem Tier ganz nahe auf den Pelz rücken kann, achten moderne Zooarchitekten auf Rückzugsmöglichkeiten, naturnahe Bepflanzung und darauf, dass die Besucher den Tieren nicht gefährlich werden können!

Denn leider sind nicht alle Naturfotografen an den Tieren selbst interessiert...für noch bessere Fotos scheucht man schon mal brütenden Vögel auf, sprüht Insekten mit Kältespray ein oder macht sonst etwas, das Tiere in Gefahr oder sogar um- bringt. Im Tierpark geht das nicht...da sorgen vernünftige Menschen dafür, dass die Dummen wenig Chance haben ihre Dummheit auszuleben (wenig...aber leider schaffen es ja auch da immer wieder die armen im Geiste schlimmes zu tun).

Außerdem sind viele Tiere im Zoo abgehärtet, was die Menschen und ihre Verrücktheiten angeht. Manche finden es sogar ganz amüsant und antworten auf ihre Art. Da fliegt dann halt mal ein Stein ins Publikum, weil die Verwandschaft vor der Scheibe gar zu doof ist oder man spuckt von oben runter, weil dann alle vor der Scheibe so schön zucken und wegrennen...Enrichment mit Hilfe des zahlenden Publikums eben...

Aber was ist jetzt wirklich anders?

Das sind erst einmal die Limitierungen, die man bei der Auswahl der Perspektive hat. Die Gehegearchitektur gibt den Blickwinkel und die Position vor, von der aus man fotografieren kann. Egal wie blöd die Perspektive oder das Licht dadurch ist...es gibt eben keine Alternative.

Spiegelungen, abgeklebte Scheiben, Gitter jeder Art, schmutzige Scheiben...man muss hier einiges an Hindernissen überwinden, um zu seinem Motiv durchzudringen. Dabei sind die meisten Scheiben auch noch schweres Panzerglas, das im falschen Winkel scharfe Bilder fast unmöglich macht.

Viele Tiere verhalten sich Menschen gegenüber nicht neutral, wie man das z.B. aus einer Ansitzhütte in freier Wildbahn beobachten kann. Sie reagieren auf Menschen, was ja auch wieder der Reiz an der Zoo-o-grafie ist, aber eben dazu führt, dass man Bilder bekommt, die irgendwie nicht so "natürlich" aussehen, wie Wildlife Bilder.

Man braucht wirklich keine solche "Monsterausrüstung" wie das für Wildlife Bilder zwingend erforderlich ist. Im Tierpark mit einem 600mm Objektiv und einem riesigen Dreibein anzurücken ist möglich aber sinnlos. Hier sind eher große Zoomobjektive gefragt, da man oft Situationen bewältigen muss, bei denen Tiere schnell zwischen nah dran und weit weg wechseln. Je niedriger dabei die Naheinstellgrenze ist, desto besser.

Mitmenschen, die einem auf den Pelz rücken, sich in die besten Motive werfen, einem die Kinderwagen in die Kniekehlen donnern oder Kinder, die einen zur Blitzrettung der Kamera zwingen, weil sie sich unbedingt zwischen die Scheibe und den Fotografen quetschen müssen...sind Gefahren, die es in freier Wildbahn nicht gibt.

Auch Kinderwagen die (leer wohlgemerkt) zwingend immer in der ersten Reihe und an der besten Position für eine Foto stehen müssen, sind außerhalb von Zoos eher seltene Hindernisse für Tierfotografen.

Aber es gibt auch Sachen, die identisch sind...denn entgegen anderslautender Berichte...Zootiere sind KEINE Dauerperformer!

Katzen können auch im Zoo 18 Stunden am Stück schlafen und werden munter, sobald der Zoo seine Pforten geschlossen hat. Die Tiere neigen auch dazu sich definitiv nicht so zu verhalten, wie du das als Fotograf gerne hättest. Sie stellen sich nicht freiwillig ins beste Licht und haben auch keine Lust jeden Tag was interessantes zu machen. Und wenn, dann passiert es sehr, sehr oft genau an der Stelle, die man durch die Scheibe nicht erwischen kann oder die überhaupt nicht richtig einsehbar ist.

Manche mögen Fotografen auch gar nicht, weil ihnen zum xten Mal jemand in die Augen geblitzt hat oder weil ihnen diese großen, schwarzen Augen suspekt sind und verziehen sich, sobald wieder so eine Knipsermeute anrückt.

Es sind also auch in dieser Form der Tier- und Naturfotografie zwei Dinge sehr wichtig: Geduld und Ausdauer.

Man muss immer und immer und immer wieder hingehen, die Tiere und ihren Charakter und ihren Tagesablauf kennenlernen und dann...muss man Glück haben, da zu sein, wenn sich die besten Motive ergeben.

Dazu muss mein mit der Zeit diesen Instinkt entwickeln, dass jetzt etwas passieren wird, auch wenn es vielleicht gar nicht danach ausschaut. Und dann ist es gut, wenn man "den Finger am Abzug" und die Kamera richtige eingestellt hat.

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